Diesesmal spreche ich mit Story und Hoshi über Tabletop. Für das Thema haben wir uns einen Gast eingeladen Danke an Caducus für seine Expertise und die Zeit.
Er hat auch einen eigenen Podcast, den wir gerne verlinken.
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Erstmal vorab super Podcast und ihr hättet auch gerne 4 Stunden über das Thema quatschen können. Bin da völlig schmerzfrei.
Zum Feedback:
Für Hoschi gibt es gleich erstmal die gelbe Karte. Weil mit diesem „Alte Leute Totschlagargument“, dass die Jugend keine Aufmerksamkeitsspanne mehr für aufwendige Spiele hat, disqualifiziert man sich für eine sachliche Diskussion, weil es einige Fakten komplett außer acht lässt und nur dazu beiträgt das Image der verbohrten, überheblichen und elitären BT-Community zu untermauern.
Das was heute als Smombie durch die Gegend läuft, gab es auch schon in anderer Form vor 10, 20 oder 30 Jahren. Dieser Teil der Bevölkerung rümpft über unser Hobby als Ganzes die Nase, mobbt einen als Nerd oder haut einem gleich auf die Fr***e weil man nicht seinem Weltbild entsprichst. (Ich spreche da aus eigener Erfahrung)
Diesen Typ Mensch bekommt weder GW noch irgendwelchen anderen Systeme für unser Hobby rekrutiert, wenn er überhaupt analoge Spiele anfasst. An solchen Leuten braucht man sich nicht abarbeiten oder sich über ihre Existenz beschweren. Dafür sind wir halt ein zu spezielles Hobby.
Und nur mal ein Beispiel aus dem RPG Bereich und wie man neue Leute gewinnt und wie Alteingesessene diesen Erfolg gerne wieder zerreden.
Ich weiß nicht ob Rocket Beans TV ein Begriff ist?! Ist ein Online/TV Sender für Gaming und Nerdkultur (Die Macher kennt man noch von GIGA/MTV Game One Zeiten). Auf deren Sender laufen neben TT-Formaten wie Diced! auch diverse Let’s plays zu Rollenspiel-Runden. Und einige dieser Runden werden mit einer Eigenentwicklung eines Regelwerks gespielt. Dieses Regelwerk wurde letztes Jahr veröffentlicht und innerhalb von 24 Std des Release-Tages wurden die 5000 Exemplare der 1. Auflage direkt verkauft wo alle Rollenspiel-Verlage im Vorfeld gesagt haben, dass verkauft sich nie und nicht in der Stückzahl, viel zu großes Risiko etc.
Und in den einschlägigen Foren wurde dann von den Alteingesessenen mit 30 Jahren Spielerfahrung bemängelt, dass das Regelwerk ja mies wäre und das es eine Schande wäre das man neue Spieler über so mieses Rollenspiel ins Hobby geholt werden und warum man das nicht so wie vor 30 Jahren macht (zu DSA1 Zeiten), denn das wäre ja richtiges und gutes Rollenspiel usw.
Das Beispiel zeigt glaube ich ganz gut, dass es da draußen durchaus Leute gibt, die man auch für Spartenbereiche des Spielens begeistern kann obwohl sie sonst nicht als Kunde wahrgenommen werden.
Mal abgesehen davon, das der Brettspielmarkt eh boomt wie Sau (siehe Spiel in Essen oder die bunte Welt auf Kickstarter) und die Diversität im Tabletop-Markt kommt ja auch nicht von ungefähr und auch GW ist nicht umsonst mit 2000 Mitarbeitern der größte Fisch im Teich geworden über die letzten 20 bis 30 Jahre. Und dabei darf man nicht vergessen, dass sich GWs und FASAs Firmengeschichte durchaus ähneln. Also ein potentielle interessierte Spielerschaft ist durchaus vorhanden.
Battletech hat in Deutschland in den 90ziger (bin 38 und hab ca. 1995 mit BT angefangen), dass sie neben GW die Einzigen waren im Tabletop Segment, die deutsche Regeln hatten. Allerdings hat es FASA meiner Meinung nach versäumt das Spiel weiterzuentwickeln. GW hat seine Spiele ja auch weg vom RPG Ansatz entwickelt und mit dem Wechsel von 2nd zur 3rd Edition bei 40k sicherlich auch einige alten Spieler verloren aber dem Spiel langfristig den Erfolg geebnet. Ob das Gamedesign oder die damit verbundene Vermarktungsstrategie nun besonders ausgeklügelt oder anspruchsvoll ist, lassen wir mal aufgrund des Erfolgs außenvor.
Auch wenn FASA weiterexisiert hätte, wäre sie aufgrund des Widerstand der eigenen Community unfähig bzw. unwillig gewesen Battletech auf das nächste Level zu heben und das Spiel wäre trotzdem von der Tabletop Flutwelle Anfang der 2000er in die Bedeutungslosigkeit gespült worden.
Das Regelwerk von Battletech ist einfach zu sehr dem Rollenspiel verhaftet und ist deren Kampfsystemen viel näher als klassischen Hex and Counter Wargames oder typischen Tabletops. Und das Gamedesign hat sich nun mal in den letzten 35 Jahren einfach weiterentwickelt.
Da wo andere Tabletops auf knallharte Spielmechaniken setzen, ist Battletech im schwammigen Bereich der Spieler-Immersion/Willkür. Dieser Spieler-Avatar Ansatz funktioniert im klassischen Duell 1 gegen 1. Aber sobald man Lance+ spielt, ist dieser Ansatz nicht mehr sinnvoll weil es keine Limitierung der Handlungsmöglichkeiten gibt bzw ein sinnvolles Kommandosystem.
Dieser Immersiongedanke schlägt sich ja auch in den Sourcebooks nieder, die sich dann in vollmundigem Intime Hintergrundgeschwaffel verlieren um dann vllt auf den letzten 5 bis 10 Seiten noch ein paar relevante Informationen für das Spiel zu liefern und das dann nicht nur für das Tabletop sondern auch für das RPG. Das reduziert den Nutzen dieser Bücher für den klassischen Tabletop-Spieler erheblich. Die Combat Manuals waren da auf jeden Fall die richtige Idee aber wären wahrscheinlich besser angenommen worden, wären sie sinnvoll für CBT/TW und Alpha Strike nutzbar gewesen.
Die viel gepriesene Komplexität sehe ich nicht. Das System läuft darauf hinaus, das es darum geht seine eigenen Modifikationen des Trefferwurfs möglichst niedrig zu halten und es dem Gegner so schwer wie möglich zu machen einen selbst zu treffen. Mehr gibt das Grundspiel nicht her. Es geht nur um pure Zerstörung. Das Regelkonstrukt löst bestimmt Spielelemente unnötig kompliziert und zeitaufwändig.
Klar kann man noch zig hunderte von mehr oder weniger guten optionalen Regeln dazu nehmen allerdings macht es das ohnehin schon zähe Spielsystem noch träger, bishin zum Zusammenbruch. Außerdem bietet das natürlich noch zusätzliches Konfliktpotential innerhalb der eigenen Spielgruppe.
Das Verhältnis Spielzeit zu Spielergebnis ist gerade für Anfänger sehr unbefriedigend. Sprich man würfelt zwar ganz viel aber im Endergebnis einer Runde verlieren beide Seiten nur ein paar Punkte Panzerung ohne das wirklich nachhaltige Effekte entstehen. Gerade wenn man nur mit durchschnittlichen Piloten spielt, zieht sich das Spiel wie Kaugummi weil die Anzahl der gelungenen Trefferwürfe ehr niederausfällt.
Meiner Ansicht nach ist Infinity im Bezug auf Komplexitätsgrad Battletech haushoch überlegen und das wesentlich bessere Vergleichsobjekt als 40k. Zum einen weil es auch noch Metallfiguren verwendet, in einem Hard-Scifi-Setting spielt und auch im Rahmen eines Skirmisher spielt. Und zeigt trotzdem, dass man ein komplexes Spiel zügig spielen kann.
Die Fähigkeiten und Spielaktionen, die über den bloßen Schadensoutput hinausgehen und die auch relevant für das Spiel sind, sind sehr umfangreich. Durch das Hacking, Electronic Warfare etc lassen sich gegnerische Aktionen beschränken und durch das Reaktionsystem lässt sich eine Field Control ausüben, die so in Battletech nicht möglich ist. Auch ergeben sich dadurch zusätzliche Möglichkeit in der Gestaltung von Szenarien.
Und man kann natürlich sagen das MW Dark Age/Age of Destruction vom Marketing schlecht platziert war aber es ja trotzdem so erfolgreich war das Wizkids in dieser Zeit an die 7 Millionen Figuren (Zahl stammt von einem IWM Mitarbeiter) verkauft hat. Daher kann man davon ausgehen, dass das Spiel durchaus eine Spielerschaft gefunden hat und das sicherlich auch Spieler waren, die vorher noch nie mit Battletech in Berührung gekommen sind und daher von den Alteingesessenen gar nicht wahrgenommen wurden. Das ist vergleichbar mit dem was ich über das Rocket Beans Regelbuch geschrieben habe oder auch mit Age of Sigmar wo der gute Michael Mingers eurem Gast sicherlich vehement widersprochen hätte. Das ist nun mal Teil eines Editionskrieges bzw eines Reboots, dass man Leute als Fans verliert aber es bietet immer noch die Möglichkeit neue Leute für ein System/Universum zu gewinnen.
Das Lizenz-Wirrwarr verhindert ja leider die geforderte Verwendung von MWO mechs für das Brettspiel. Man muss sich diesbezüglich einmal im Klaren darüber sein das CGL und Piranha Games nur Lizenznehmer sind.
Für das analoge Spiel hält Topps die IP und die digitale IP liegt bei Microsoft. Und die müssten schon ihr OK geben, dass ein Transfer bzw. eine Weiterlizenzierung für die kommerzielle Verwendung der digitalen Modelle als reale Modelle. Das ist immer leichter gesagt als getan, was dann gerne auf die Unfähigkeit von CGL geschoben wird. Denen sind nunmal rechtlich die Hände gebunden.
Und um das gleich nochmal richtig zu stellen. CGL gehört nicht zu Hasbro. Dann gäbe es bestimmte Problem gar nicht. CGL ist eine Tochtergesellschaft der InMediaRes Production. Die Inhaber dieser Firma sind ein gewisser Loren Coleman und ein Randall Bills zusammen mit ihren jeweiligen Ehefrauen (Quelle: https://en.m.wikipedia.org/wiki/InMediaRes_Productions).
Und um eure Aufmerksamkeitsspanne nicht weiter zu strapazieren und diese Wall of Text abschließen hier mein Fazit. Ich teile eure Auffassung, dass man etwas an Battletech verändern muss um es an die Bedürfnisse und Wünsche der heutigen Spieler anzupassen wobei es natürlich auch nicht seinen eigenen Charakter verlieren darf. Neben einem optischen Remake, muss man auch an den Regeln und dem Universum feilen und die damalige Dynamik aus den Anfangszeiten wieder in das Universum bringen wo man das Universum noch Stückchenweise erforschen konnte ohne gleich von der Last der Historie erschlagen zu werden. Let’s plays auf YouTube habe auch anderen Spartenhobbies einen Weg in eine breitere Öffentlichkeit geebnet. Das könnte auch Battletech durchaus helfen.
Allerdings sind aufgrund der Lizenzverteilung Forderungen nach den vollständigen Regeln auf kostloser Basis ehr unrealistisch weil CGL im wesentlichen nur über die Contenterstellung seine Brötchen verdient. Da haben andere Firmen halt den Vorteil, dass sie über die Einnahmen aus den Miniaturen noch Profit daraus schlagen können.
Eine Reunion der Lizenz wäre für einen Neuanfang aus meiner Sicht allerdings unerlässlich. Eine Reduzierung der Mechauswahl wäre durchaus wünschenswert und hilfreich für den Support mit Figuren. Auch würde ich mir beim Mechdesign eine stärkere Spezialisierung und klareresProfil wünschen um den Teamwork Gedanken innerhalb einer Lance zu unterstreichen.
So ich habe mir das Gesamte Podcast angehört. Leider muss ich euch recht geben. Wenn die alten Spieler sich zur Ruhe setzen werden könnte das das Ende für battletech sein.
Nötig wäre m.E. eine neue packende storyline und starterprodukte wie szenariobände. Sicherlich wäre auch ein neues Regelwerk eine Option auch wenn ich die aktuellen regeln Liebe.
Vielleicht sollte es ein einsteigerregelwerk geben und sog. Expertenregeln wie cbt. Selbst wenn die jetzige spielform nicht mehr unterstützt werden würde könnten alle von der Story profitieren und in ihren cbt Zirkeln die alten regeln weiterhin Spielen am besten unterstützt durch eine Variante des für Alpha strike vorhandenen onlinestats Programm mul. Dort sollten die stats der neuen Figuren für die alte fanbase zum dl bereitstehen.
Und es müssen schnell schönere miniatures dafür auf den Markt. Die neue bt Box zeigt doch das es geht….also schnell mehr davon und neues dazu.
Ich muss vorweg leider zugeben, dass ich voll in das Klischee der „Alten Männer“ passe. Ich bin 52, Spiele Battletech seit ich aus der Schule bin (1987). Meine Mitspieler haben sich leider in alle Winde verstreut und haben (wie ich auch) Familien, die einen einfach zeitlich binden.
Das Problem mit Battletech sehe ich in der Zeit gerade. Dieses analoge Spielen ist einfach out. Ich habe durch Beruf und Freundeskreis Zugang in die verschiedensten Alters- und Interessenkreise. Überall ist das online Gaming DAS beherrschende Thema. Kaum jemand spielt in diesen Kreisen Tabletop und von denen die „zumindest“ RPG’s spielen kennt keiner Battletech.
Ich persönlich hab mit Battletech als Spiel angefangen . Dann die Bücher entdeckt. Und das alles wuchs nebenher. Und weil es eben auch noch kein wirkliches Internet gab gab es keine Spoiler und man wuchs mit der Geschichte. Und man WOLLTE auch die Erweiterungssets, weil man keine Möglichkeit hatte anders an die Geschichten und die Spieledaten zu kommen. Und was die Bücher an Politik und Geschichte lieferten, das konnte man dann selbst im Spiel nachleben.
Und dadurch, dass sich die Geschichte permanent weiter entwickelte konnte man auch neue Spieler dafür begeistern. Die Kultur allerdings entwickelte sich weiter zur Elektronik. Und das Gameplay an sich ist eben sehr langsam. Aber gerade diese vielen Möglichkeiten, die es gibt um mit dieser EINEN Einheit etwas zu tun , das ist das , was für mich Battletech aus macht und was es mich immer den Massenkämpfen vorziehen liess. Ich hab nie den Drall gefunden diese Massenschlachten in Warhammer zu spielen. Kleine Einheiten. Das wars.
Man muss heute keine neue Regeln erfinden. Man muss keine neue Einheiten erfinden. Man muss Wege finden , die alte Storyline (gerade in Zeiten mit Game of Thrones) den neuen Leuten nahe zu bringen. Mit neuen medialen Möglichkeiten Kinofilm, netflix Serie, irgendwie. ABER , die derzeitige Kultur ist auf Tabletop Spiele nicht mehr ausgerichtet. Ich denke, dass die Zeit für diese fantastische Kombination aus Bücherserie und Spiel leider vorbei ist, weil die Szene einfach nicht mehr da ist.